„Sag mal, weinst Du?“, „Alles wird sich ändern, wenn wir groß sind“, „Wo bist Du jetzt?“, da war doch was…. Vor gut 5 Jahren enterte die Flensburger Schulband „Echt“ die Charts. Die Musiker waren damals zwischen 15 und 18 Jahren alt und nahmen alles mit, was es im Popbusiness so zu holen gibt: ausverkaufte Konzerte, erfolgreiche Alben, Fernsehauftritte und massig Preise. Plötzlich ebbte der Erfolg unverhofft ab. Der Vorverkauf für die letzte Tour lief schleppend, und auch das Album verkaufte sich eher mäßig. Seitdem ist einige Zeit vergangen. Stellt sich die Frage, was man als ?Ex-Star? eigentlich so macht. Florian Sump war seinerzeit Drummer der Band. Mit Infakt plauderte er ein wenig über die letzten Jahre.
Infakt:Was tust du seit dem Ende des Erfolgs?
Ich bin seit Juli Zivi bei einem Kindergarten, mach mit ein paar verschiedenen Leutenauch noch Musik, allerdings sind das bisher nicht mehr als Sessions und spontane Treffen.
Bekommt man da nicht Lust, sich selbst zu bewerben und die Vergangenheit aufleben zu lassen?
Nee, das geht nicht. Ich guck das auch anders. Denjenigen, die ich da sympathisch finde oder nicht so schlimm wie Andere, drück ich die Daumen, dass sie schnell rausfliegen und bitte ja nicht weiterkommen.
Wie siehst du denn die „alte Zeit“ so? Ist es dir peinlich, Lieder wie „Wir habens getan“ gespielt zu haben. Oder glaubst du, irgendetwas verpasst zu haben, was andere Jugendliche in dem Alter machen?
Ich hab aus der Zeit eigentlich fast ausschließlich positive Eindrücke mitgenommen, auch wenn es nicht immer und in jeder Situation wirklich toll war. „Wir habens getan“ find ich bis heute als Song auf jeden Fall okay, ist natürlich auch schon eine ganze Weile her, der Text und so… Ich hab es immer gerne live gespielt.
Aber ist es nicht schwierig nach soviel Hype und Versprechungen („aus denen wird mal was ganz großes „etc.) ein normales Leben mit Standardeinkünften zu führen?
Ich hab in der Zivizeit ziemlich schnell gemerkt, dass ich wieder Musik machen muss, wenn ich fertig bin. Hab zwar noch keine Ahnung wie, was und so weiter, aber von all den Dingen, die ich erlebt habe, fehlt mir das Live-Auftreten am meisten. Dicke Hotels und so weiter, aber da gibt es ganz, viel was ich nicht mehr brauch. Vier Jahre Luxus haben irgendwie gereicht. Jetzt bin ich satt und auch ein bisschen erleichtert, was das angeht.
Gehts den andern vier genauso? Was machen die? Habt ihr Kontakt zueinander?
Ich glaub nicht, dass irgendjemand von uns das richtig braucht. Wir sehen uns schon noch, aber natürlich nicht mehr so oft. Kim und Puffi wohnen wieder in Flensburg und machen Pladde, Gunnar arbeitet beim Radio, und Kai ist gerade fertig mit seinem Zivi. Den seh ich auch noch sehr oft, da hat sich so gut wie nichts geändert.
Also plant niemand von euch, nochmal in irgendeiner Form an die Vergangenheit anzuknüpfen, also berühmt zu werden, auf Bravo-Cover zu stehen…?
Ich hätte nichts dagegen, aber das Gefühl muss für solche Sachen stimmen. Bei Echt hat es immer gestimmt, wir wollten genau das. Aber ich glaube nicht, dass sich sowas wiederholen lässt. Wir waren irgendwie richtig da, wo wir waren, so hat es sich immer angefühlt. Wir waren wie parallel geschaltet, das habe ich in der Form in noch keinem anderen Lebensbereich bei mir erlebt. Und wenn das jetzt vorbei ist, dann muss ich irgendwie lernen, das zu akzeptieren.
Gibt es irgendetwas, was quasi „Überbleibsel“ der Vergangenheit sein , die du ohne Ruhm nicht gehabt hättest (Telefonnummer von Dieter Bohlen, VIP-Karten fürs Fußballstadion…)?
Na ja, ich kann mir bei manchen Konzerten immer noch Gästelisteplätze erschleichen, aber sie werden mir auch nicht mehr nachgeschmissen. Und natürlich hab ich ein paar Menschen kennen gelernt, die geblieben sind. Und unsere Musik ist zumindest bei mir immer noch da. Die bleibt auch.
Datum: ??.2002
Erscheinungsort: infakt.com