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Biografie von Kai Fischer
Zur Karriere von Echt war er der „alte Sack“ des Quintetts: Kai Fischer, der am 22. August 1980 in Flensburg geboren wurde, fühlte sich allerdings nie wie der Älteste im Bunde – ganz im Gegenteil, er war albern und Mädchen gegenüber schüchtern. „Er braucht einige Zeit, bis er Menschen vertraut. Aber wenn er aufgetaut ist, dann kann er der beste Kumpel sein, den man sich vorstellen kann“, gab Kim 1998 in einem Bravo-Interview über den Echt-Gitarristen an.
Wo Kai geboren wurde, dort wuchs er auch auf. Natürlich ist die Rede von Flensburg, der Heimat aller Echt-Jungs. Zuerst wohnte Kai mit seinen Eltern Dagmar und Eike, und Schwester Katrin in einem Reihenhaus. Seit 1994 lebte er mit seiner Familie in einem großen Einfamilienhaus am Stadtrand, wo er Flo kennenlernte, da dieser nur wenige Straßen entfernt wohnte. Die entstandene Freundschaft rettete Flos Bruder Sebastian sogar das Leben, denn als dieser in der Ostsee in eine Strömung geriet und somit immer weiter aufs Meer hinaustrieb, schwamm Kai hinterher und zog den erschöpften Jungen zurück an Land. Ein kleiner Held, der wenige Wochen nach seiner Geburt selbst wegen eines Darmdurchbruchs in Lebensgefahr schwebte.
Mit nur fünf Jahren kam Kai auf die Abeley-Grundschule, 1991 wechselte er dann in die Gymnasialstufe der Kurt-Tucholsky-Schule und seine musikalische Karriere konnte beginnen. Ursprünglich wollte Kai Schlagzeug lernen, da es aber am Lehrer und Proberaum mangelte, nahm er Bassunterricht, da er unbedingt mit Flo eine Band gründen wollte. Nachdem sich Flo erst am Keyboard, später am Schlagzeug versuchte, war schon einmal die unerfahrene Zweierkombo geschaffen, die sich mit den Schulwechslern Kim und Puffi langsam zu Echt formte. Während sich Puffi und Kai bei den ersten Gehversuchen von Echt noch an Bass und Gitarre abwechselten, manifestierte sich im Laufe der Zeit Kais Rolle als Gitarrist der Band immer mehr.
Erfolgreiche Jahre voller Konzerte, Feiern und wertvoller Kontakte machten die Zeit mit Echt wahrlich zu einem Erlebnis, das sich auch für Kai lohnte. Nach dem Ende der Band hieß es dennoch erst einmal Zivildienst für den beliebten Mützenträger, welcher sich für den Dienst in einer Hamburger Behindertenwerkstatt entschieden hatte. Dort schien es Kai zu gefallen, denn nach seiner Pflichtzeit als Zivi kombinierte er die Arbeit mit Behinderten und seiner Liebe zur Musik: Er wurde Gitarrist in der Band „Station 17“. Angelehnt an seinen Zivildienst, handelt es sich bei der Band um ein Projekt, das Anfang der 90er von Kai Boysen ins Leben gerufen wurde, bei dem behinderte und nicht-behinderten Menschen gemeinsam musizieren. „Station 17“ ist mittlerweile Kult, ihre Musik wird im Radio gespielt und es gibt Touren durch ganz Deutschland. Der aus einem musiktherapeutischen Versuch der Station 17 der evangelischen Stiftung Alsterdorf entstandene Trupp ist sogar so erfolgreich, dass er sich mittlerweile allein durch seine Musik selbst finanzieren kann.
Nebenbei orientierte sich Kai weiterhin an seiner Vergangenheit und kümmerte sich aus diesem Grund in Zusammenarbeit mit Peter Spiegel um die Musik des Films „b-24“ von Mirko – dem stillen Begleiter hinter der Echt-Cam. Der Film wurde beim „Achtung Berlin Filmfestival 2005“ mit dem „Zitty-Leser Publikumspreis“ ausgezeichnet. Doch nicht nur die Produktion von Filmmusik, u.a. des Titelsongs für „Kabale und Liebe“ (mit Kim als Gesangspart) von Leander Haußmann, „Polizeiruf 110 – Der Prinz von Homburg“, oder die Arbeit an Kims Soloprojekt zeichnet Kais Tätigkeiten aus, auch wer bei manchem Nicht-Echt-Musikvideo die Augen offenhält, kann Kai sicherlich einmal durchs Bild huschen sehen (Bsp. Fettes Brot – „Schwule Mädchen“, Robin Grubert -“Wasser der Gelassenheit“).
Im März 2007 verkündete er den zeitmangelbedingten Ausstieg bei „Station 17“ und seit Ende April selbes Jahres geht Kai einer ganz neuen Verantwortung nach: Die Rolle als Vater von Töchterchen Lilly.
Kai überraschte in der ARD-Doku mit seinem Schock-Geständnis an der Krankheit Depressionen zu leiden. Schon als Jugendlicher hatte der Gitarrist der Band Echt unter Traurigkeit gelitten und versuchte immer wieder aus für ihn unangenehmen Situationen zu flüchten. Da zu der Zeit aber das Krankheitsbild noch zu den nicht besprochenen Themen gehörte, war es für die Bandmitglieder damals schwierig, seine Art zu handeln zu verstehen. Doch Kai weiß um sein Problem und hat inzwischen hoffentlich mehr gute als schlechte Tage.
Der Mützen-Liebhaber lebt inzwischen von seiner großen Liebe Franziska getrennt als alleinerziehender Vater. Auch eine Schneiderlehre hat er erfolgreich absolviert. Doch wer jetzt denkt, dass Kai nur Klamotten ändern und Reißverschlüsse austauschen könnte, irrt. Er arbeitet inzwischen als Kostümbildner für Film- und Fernsehproduktionen und hat an über 30 Produktionen mitgewirkt.
Stand: 12.2023