Biografie der Band ECHT

Alles begann im Jahre 1991: Kai Fischer und Florian Sump wechselten auf die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule und verspürten den großen Wunsch, Rockmusik machen zu wollen. Mit der Unterstützung eines Lehrers, Flo am Keyboard und Kai am Bass wurde die normal-klassische und noch unerfahrene Schülerband geschaffen, allerdings sollte sich bei der Wahl der Instrumente im Laufe der Zeit noch etwas ändern. Nachdem Kim Alexander Frank und Andreas „Puffi“ Puffpaff 1993 auf dieselbe Schule kamen, traten sie der Band bei, und legten somit den Grundstein der Gruppe Echt. Unter dem einprägsamen Namen „Unterstufenband“ spielten Kai, Kim, Puffi und Flo hauptsächlich Beatles-Coversongs, wobei sie ihren ersten kleinen Erfolg erst 1994 verzeichnen konnten. Bei einem Schüleraustausch mit der Flensburger Partnerstadt Carlistle (St. Aidan’s County High School) waren die Engländerinnen dermaßen von der Musik begeistert, dass sich immer mehr für einen Austausch meldeten. Man konnte es ECHT verdanken, dass der Schüleraustausch überhaupt fortgesetzt wurde. Im Frühjahr 1995 fragte Musterschüler Gunnar Astrup Kim auf einer Konfirmandenfreizeit, ob er der Band beitreten dürfe, was Kim sofort bejahte. Gunnar hatte bereits musikalische Erfahrungen gesammelt und nachdem sich auch der Rest der Band bei den Proben von seinem Können überzeugt hatte, war die Gruppe komplett.

Copyright: Stephie Braun

Als „Seven Up“ nahmen die Hobbymusiker bald darauf ihre erste selbstfinanzierte CD „Take One“ auf – damals noch mit den Sängerinnen Bekki und Sandra. Der Bandname wurde nach den Aufnahmen noch in „Momo“ und „Six Little Pigs“ geändert. Durch ihren Betreuer und späteren Manager Jonas Schäfer kamen sie in Kontakt mit dem Label Laughing Horse Music und zwölf Monate später hörte Falco- und Selig-Produzent Franz Plasa die Musik der Schülerband, woraufhin er sie zu einer Session ins Hamburger „Château Du Pape“ einlud, den heutigen „Home Studios“. Bereits vor der Session waren die Sängerinnen Bekki und Sandra aus der Band ausgestiegen und die nun rein männliche Gruppe nannte sich seit Anfang 1998 ECHT. Im März 1998 wurde WOM (World of Music) auf die jungen Talente aufmerksam, da sie nicht den typischen Boygroup-Sound spielen, nicht zusammengecastet wurden und echte Freunde sind. Einen Monat später erschien die Debütsingle „Alles wird sich ändern“, die schon während der zweiten Studiosession aufgenommen wurde, und ECHT verabschiedete sich am 08. Juli 1998 mit dem Trapattoni-Kultspruch: „Wir haben fertig“, und einem Realschulabschluss in der Tasche, von der Schule. Die freie Zeit nutzten sie für die Aufnahmen ihres Debütalbums „ECHT“ in Belgien, das am 12.10.1998 in die Läden kam. An diesem Tag startete auch ihre erste Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz in Kiel.

Nach dem Top-5-Erfolg ihres ersten Albums und weiteren, hervorragenden Chartplatzierungen der daraus ausgekoppelten Singles, ausverkauften Tourneen mit über 300.000 begeisterten Fans, Auftritten auf unzählige Festivals und Großveranstaltungen im Frühjahr und Sommer, sowie Auszeichnungen von „R.SH Gold“, dem „Goldenen Bravo-Otto“ und dem „Popcorn-Award“ bis hin zur „ECHO“-Nominierung und einem ersten Platz in der altehrwürdigen „ZDF Hitparade“ im Mai 1999, konnte man sich von 1998 bis 2001 keine populärere Deutsch-Rock/Pop-Band als ECHT vorstellen. Trotz all ihrer Erfolge blieben die fünf Norddeutschen fest mit den Füßen auf dem Boden und anstatt sich Siegesfeiern, langen Urlauben oder sonstigen Ablenkungen hinzugeben, wurde noch stärker Gas gegeben. Denn noch bevor das Quintett sommerlichen Festival-Verpflichtungen nachkam, arbeitete es bereits – erneut mit Franz Plasa – an neuen Stücken und Aufnahmen. Die Weiterführung dieser Sessions produzierte schließlich den zweiten Longplayer „Freischwimmer“. Von dem Nr.1-Hit „Du trägst keine Liebe in dir“, dessen Orchester-Parts von Wil Malone stammen, der schon mit Depeche Mode, The Verve, Massive Attack, etc. arbeitete, und von seinem London Session Orchestra eingespielt wurden, über nachdenkliche Balladen wie „Weinst du?“ bis hin zu rotzigen Rocknummern („2010“), zeigt ECHT, dass trotz eines musikalisch schon sehr reifen Debüts noch unglaubliches Potential für Weiterentwicklungen in den Jungs steckt. Nach Erreichen des Goldstatus im Frühjahr 2000 hatte der zweite Longplayer nahezu die Platinmarke gestreift. Hinzu kam die Top 20-Single „Junimond“, die aus dem Soundtrack des Films „Crazy“ stammt und nicht auf „Freischwimmer“ enthalten ist.

Doch der Erfolg der Band sollte nicht von Dauer sein: Mit dem Erscheinen des dritten Albums „Recorder“, in das die Bandmitglieder ihr ganzes Herzblut gelegt haben. Auch wenn alle Songs auf dem Album von ihnen selbst geschrieben wurden, ging es aufgrund mangelnder Verkaufszahlen bergab. Die Band und ihre Musik waren erwachsen geworden, doch die Meinungen über diese Veränderung spalteten sich. Nicht allein das Album wurde hart kritisiert, auch die Abi-Tour musste wegen kaum verkaufter Tickets und nicht tragbarer Kosten abgesagt werden. Seitdem wurde es still um ECHT. Zwar hieß es, die Gruppe befände sich im Studio, um neue Songs einzuspielen, doch nach mehreren Monaten des Schweigens ließ man verlauten: „ECHT ist Vergangenheit“.

Im Oktober 2023, 25 Jahre nachdem ECHT ihr erstes Album und die Single „Alles wird sich ändern“ veröffentlicht hat, wurde bekannt, dass man zwar derzeit keine gemeinsame Musik mehr machen wolle, aber mit einer Doku die damalige Zeit erzählen möchte. Aus mehr als 240 Stunden Videomaterial, das zwischen den Jahren 1998 und 2003 mit der damaligen Echt-Cam aufgenommen wurde, hat Ex-Sänger Kim Frank drei Filme dokumentarisch zusammengeschnitten. „ECHT – Unsere Jugend“ gibt es seit dem 23. November 2023 in der ARD-Mediathek zu sehen.

Stand: 12.2023