Datum: ??.1999
Erscheinungsort: Popcorn

München, noch 90 Minuten bis zum Konzert der „Freischwimmer-Tour“ von Echt. Die Tür des weißen Doppeldecker-Nightliners öffnet sich hydraulisch und Kim Alexander Frank, Frontman der deutschen Rockpop-Sensation, tritt heraus, unterbricht den seit Stunden dauernden Interview-Marathon mit Radiosendern, Musikzeitschriften, Fanclubs… Die schon fast schulterlangen und jetzt wieder naturbraunen Haare ungekämmt, ein weißes Werner-T-Shirt an. Der Sänger sieht müde aus. „Müde? Nö. Wir kommen aus Norddeutschland, und Norddeutsche werden nie müde! Das ist nur meine Ruhephase jetzt – in zwei Stunden werden wir hier das Haus rocken!“ Dabei blitzen seine blau-grauen Augen plötzlich hellwach. Kein Zweifel – er wird Wort halten, wird wie ein Gummiball über die Bühne hüpfen, ins Mikro schreien, singen, hauchen – und die Mädchen im Publikum werden an seinen Lippen hängen und versuchen ihn mit Plüschtieren und BHs zu treffen. Kim Frank, der Mädchenschwarm – das deutete sich schon früh an. „Bereits im Kindergarten haben sich die Mädchen darum gestritten, wer neben ihm sitzen darf“, berichtet Kims Mutter Gunhild. Kim Frank, der Frontman, der die Fans verzaubert und fesselt – das hätte er sich vor Jahren noch nicht träumen lassen. Bei der früheren Band 7up, dem Vorläufer von Echt „War Kim ein echter Bongospieler ein schlechter Keyboarder und ein mäßiger Sänger“, erzählt Jonas. „Damals sangen ja auch noch unsere Mädels Sandra und Bekki und Kim saß meistens total verschüchtert und uninspiriert auf dem Boden rum.“ Die Wende kam beim ersten Englandaufenthalt der Band im Rahmen des Schüleraustauschprogramms. „Bei der letzten Probe haben ein paar Mädels heimlich durch die Aulatür gelinst. Das war Doping für Kim. Plötzlich ist der ausgerastet und hat ne“ Show gemacht wie’n Tier. Diese Probe – im Oktober 1994 – war wohl die eigentliche Geburtsstunde von Echt.“ Kim wurde am 24.05.1982 um 8.32 Uhr in Flensburg geboren – die Geburt dauerte 24 Stunden und Kim kam drei Wochen vor dem errechneten Termin zur Welt. Wäre er ein Mädchen geworden, hätte er Alexandra geheißen – daher sein Mittelname Alexander. Kim ist das jüngste Kind von Gunhild und Detlef. Matthias, sein älterer Bruder, kam am 29.11.1976 zur Welt. Seinen Vater hat Kim nie kennengelernt – Gunhild trennte sich von ihm, als Kim ein Jahr alt war. „Matthias hat Kontakt zu ihm aufgenommen. Am meinem 16 Geburtstag hat mir Matthias telefonisch gratuliert, aus Vaters Wohnung. Mein Vater hat es aber nicht fertiggebracht, den Hörer zu nehmen und mit mir zu reden. Das ist okay so, denn ich habe darauf auch keinen Bock. Ich weiß, dass er alle Zeitungsausschnitte von Echt sammelt. Er hat sich aber von Matthias erstmal zeigen lassen müssen, wer auf den Fotos sein Sohn ist.“ Kim ist, so beschreibt ihn seine Mutter Gunhild, „einfühlsam und sensibel, humorvoll und aufrichtig.“ Und er ist selbstbewusst und offen, sagt, was er denkt, auch wenn er damit auf schmalen Grat wandert.“ „Gut, ab und zu stoße ich Leute mit meinen Sprüchen vor den Kopf. Aber das halte ich für besser als dieses heulerische, oberflächliche Rumgequatsche. Dann lieber so sein, wie wir heißen – echt!“ Als Echt im Frühsommer 1998 richtig losging, war Kim der einzige, der eine Freundin hatte. „Aber das ging in die Brüche, als alles so hektisch wurde. Wir sind Freunde geblieben.“ Solo blieb er bis heute, und er wird nächstes Jahr auch alleine in eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Hamburg ziehen – dauernd unterwegs, nur die Band im Kopf – da bleibt keine Zeit für eine Beziehung. Enthaltsam leben muss er nicht. „Wir sind keine Kostverächter! Auf Tour liebe ich wilde Nächte. Beim ersten Mal hab ich zwar noch versagt“, grinst er „aber mittlerweile hab ich viel dazugelernt.“ Sex mit Fans kommt nicht in Frage. „Das wäre uncool“. Und das obwohl Kim auf die Frage „Würdest du das Objekt deiner Begierde auf dich aufmerksam machen?“ antwortete „ich sag ihr, dass ich der Sänger von Echt bin – das müsste reichen…